Die Diözesankonferenz, das höchste beschlussfassende Gremium der Kolpingjugend im Bistum Speyer tagt und berät über Familienformen und die eigene Zukunft
Am Sonntag, dem 18.4.2021 tagte die Diözesankonferenz, das höchste beschlussfassende Gremium der Kolpingjugend im Bistum Speyer. Delegierte aus den verschiedenen Ortsgruppen diskutierten auf diözesaner Ebene über wichtige Themen des Verbandes. Die Konferenz konnte zum zweiten Mal wegen Corona nur digital stattfinden.
Ein Positionspapier zum Jahresthema „We are Family“ bildete einen der Anträge der Konferenz. Bereits wenige Tage nachdem aus dem Vatikan ein Verbot der Segnung homosexueller Paare verkündet wurde, trug das diözesane Leitungsteam gemeinsam mit dem Vorstand des Kolpingwerks im Bistum Speyer den großen Widerstand durch einen gemeinsamen Beschluss mit. Die Kritik an der Instruktion floss in die Entstehung des einstimmig beschlossenen Antragstextes ein:
„Wir fordern, dass auch die katholische Kirche diesen Schritt wagt und die kirchliche Ehe für alle ermöglicht. [Wir fordern] eine Modernisierung der kirchlichen Lehre, die humanwissenschaftliche Erkenntnis wahrnimmt und anerkennt. […] Auch von der Bundesregierung, den politischen Gremien, verantwortlichen und zuständigen Behörden sowie der Bevölkerung fordern wir den Prozess der Gleichberechtigung nicht als abgeschlossen zu betrachten, sondern weiter den Blick zu öffnen für alle Familienformen und hier Anerkennung zu schaffen.“
Bei einem zweiten Antrag handelte die Konferenz wohl ganz im Sinne ihres Namensgebers Adolph Kolpings. Mit Blick auf die Arbeitsweise des Nahrungsmittelgiganten Nestlé, der in den vergangen Jahren durch Raubbau an der Natur und einem höchst kritischem Umgang mit Trinkwasserreserven und den davon abhängigen Anwohner*innen aufgefallen ist, beschlossen die Kolpingjugendlichen zukünftig auf Diözesanebene Nestlé und alle zugehörigen Produktlinien zu boykottieren. Ein Bewusstsein für die Machenschaften dieses Megakonzerns will man auch bei den Ortsgruppen und im Erwachsenenverband des Kolpingwerks wecken und zu einer Beteiligung am Boykott aufrufen.
Ein dritter Antrag, der gleichzeitig die Grundlage für das nächste Jahresthema bilden wird, hieß „Kolpingjugend hat Zukunft“. In ihren Jahresthemen setzt sich die Kolpingjugend einen Arbeitsschwerpunkt in ihrem Jahr. Mit Blick auf die Veränderungsprozesse im Bistum, mit Visions- und Sparprozessen, stellte die Kolpingjugend klar, dass Jugendverbände Orte von gelebter Kirche und Gemeinschaft sind und dass junge Menschen eine zentrale Gruppe sind, um eine Kirche mit Zukunft zu gestalten. Gerade auch in einer Zeit, in der Jugendliche verstärkt ihre politische Meinung kundtun und diese in der Mehrheit von einer Erhaltung der Schöpfung spricht und von einer Zukunft ohne Ausbeutung träumt, sieht sich die Kolpingjugend als eine Vertreterin dieser Ansprüche. Mit Blick auf die großen Themen der Kolpingjugend im Diözesanverband Speyer, Nachhaltigkeit, Diversität und geweiteten Familienbildern, teilt sie diese Stimmung der Jugend. Gleichzeitig ist die Kolpingjugend für etwa 800 Kinder und Jugendliche ein Ort, wo sie Gemeinschaft, Freundschaft und Familie erleben können und willkommen sind in einer Gemeinschaft, die sich aus einer Vielfalt an Angeboten entfaltet. Damit Kolpingjugend dies auch in Zukunft sein kann, forderte die Konferenz die nötigen Freiräume und Unterstützung von Kirche und Gesellschaft.
Neben den Anträgen waren auch die Berichte der Delegationen und Gäste, was bei ihnen trotz Corona alles für Kinder und Jugendliche ermöglicht wurde, ein wichtiger Teil.
Grußworte des Erwachsenenverbands und Dank für die gute Zusammenarbeit im Kolpingwerk, überbracht durch den stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Krantz, gingen über in einen Bericht der Bundesebene, bei der momentan Erhaltung der Umwelt und Bildungsgerechtigkeit in Coronazeiten wichtige Projekte sind. Aus dem Dachverband der katholischen Jugend im Bistum Speyer, dem BDKJ, wurde unter anderem die großartig laufende Unterschriftensammlung für Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare der Runde vorgestellt.
Aus den vielen Ortsgruppen wurde eine Menge an laufenden und geplanten Aktionen berichtet. Viele Traditionen wurden angepasst, aber auch neue Ideen trotz aller Einschränkungen entwickelt. Tannenbäume wurden für den guten Zweck fast drive-through-artig verkauft, Theater wurde gespielt, gestreamt und wird schon fürs nächste Jahr geprobt, man traf sich digital zum Spiel und Austausch und blieb wider allen Einschränkungen in Kontakt miteinander.
„Auch wenn wir hoffen uns im nächsten Jahr wieder in Präsenz treffen zu können, sind wir doch mit dem Verlauf und den gemeinsam gefassten Beschlüssen hochzufrieden“, blickt Daniel Reiß, Diözesanleiter der Kolpingjugend, auf die Versammlung zurück.